Frauen arbeiten durchschnittlich über 53 Stunden pro Woche - Caring Economy
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Frauen arbeiten durchschnittlich über 53 Stunden pro Woche

Empfehlung: Vorsicht im Umgang mit verkürzten Teilzeitzahlen

Eine Erhebung der STATISTIK AUSTRIA zeigt: Die Teilzeitquote erwerbstätiger Männer liegt 2024 bei 13,7 %, bei Frauen bei 51,1 %.“ Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung Diese Zahlen werden derzeit häufig politisch und medial verwendet. Doch sie zeichnen ein verzerrtes Bild. Ihre Darstellung ist zu vereinfacht und ungenau, wodurch sie zu folgenschweren Fehlschlüssen führen kann. Diese Zahlen alleine sagen nichts über das tatsächliche Arbeitsvolumen aus, sondern blenden zentrale Aspekte aus. Es fehlt der Gesamtblick auf Arbeit. Rein der kleinere Anteil der Arbeit – die Erwerbsarbeit – wird hier sichtbar und das auch noch ungenau – die Zahlen alleine geben auch keine Auskunft, wie viele Frauen und Männer in welchem Umfang in Teilzeit erwerbstätig sind. Die Höhe der Teilzeitarbeit wurde hier nicht erfasst. Es entsteht ein Bild von Arbeit, Wirtschaft und Leistung, das nicht der Realität entspricht.

Wichtige Ergänzungen:

  • Diese Zahlen entstanden im Zuge einer Selbstzuordnung. Man muss also unterschiedliche Zeitvolumen annehmen. Alles unter Vollzeit kann als Teilzeit gelten.
  • Das Narrativ „Mehr Vollzeitarbeitende – mehr Produktivität“ ist irreführend. Vollzeitarbeit sagt nichts über die Produktivitätsleistung von Menschen aus. Dafür haben Teilzeitmodelle mehrdimensionale Vorteile – auch für Unternehmen.
  • Die Teilzeitquote der Frauen hat zugenommen, da mehr Frauen erwerbstätig sind.
  • Die Hauptgründe für Teilzeiterwerbsarbeit bei Frauen sind die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen. Bei Männern sind es „sonstige Gründe“. Männer gehen vermehrt an den Rändern ihrer Erwerbstätigkeit in Teilzeit (Ausbildung, Altersteilzeit). Die Zunahme der Teilzeit von Männern gibt aktuell keinen Hinweis, dass sich dadurch die Care-Arbeit zu Hause besser verteilt.
  • Die Richtung stimmt. Wir brauchen als Gesellschaft mehr Männer in Teilzeit. Die Hauptgründe dafür sollten die faire Verteilung der erforderlichen Care-Arbeiten im ökonomischen Ort „Private Haushalte“ werden. Eine jetzige Schubumkehr, wie es unser Wirtschaftsminister fordert, ist ein gesellschaftlicher Rückschritt mit hohen Folgekosten.
  • Unternehmen müssen sich darüber Gedanken machen, wie sie attraktiv Arbeitsorte schaffen. Dazu gehört unter anderem auch eine gute Vereinbarkeit von Arbeit und Arbeit, von Care-Arbeit und Erwerbsarbeit – für alle. 
  • Weiters fehlt in dieser verkürzten Berichterstattung das Gesamtbild von zu leistender Arbeit. Da nach wie vor die unbezahlte Care-Arbeit nicht in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aufscheint, findet sie deswegen nicht nicht statt.

Richtigstellung: Wer arbeitet wie viel?

Eine Erhebnung der STATISTIK AUSTRIA hat ergeben: „Frauen arbeiten im Durchschnitt über 53 Stunden pro Woche, Männer fast 52 Stunden.“ Zeitvernwendungserhebung So betrachtet gibt es kein „Teilzeitdefizit“. Würden unbezahlte Tätigkeiten (davon sind 65% Hausarbeit, Kinderbetreuung, Unterstützung erwachsener Haushaltsmitglieder und 35% Freiwilligenarbeit) entlohnt, wäre der politische Ruf nach „mehr Vollzeit“ längst erfüllt. Doch darum geht es offenbar nicht.

HINWEIS: Hier wird nicht abgebildet, dass erwerbstätige Frauen weniger verdienen, dass Frauen 2/3 der gesamten unbezahlten Care-Arbeiten im Haushalt machen und dass Frauen durchschnittlich um 40% weniger Pension erhalten. Sie finden auf unseren Seiten weitere Details zu diesen Tatsachen.

Es verfälscht weiter das Bild, wenn Politiker das Narrativ verbreiten, dass Menschen, die Teilzeit erwerbstätig sind „faul“ seien, also weniger leisten würden. Diese Berichterstattung ohne kritisches Hinterfragen zu übernehmen, führt uns weiter in die Sackgasse. Es gibt auch außerhalb von Unternehmen genug zu tun und vor allem viel Arbeit für das Wohl der Menschen. Wer die Leistung für eine solidarische, fürsorgende Gesellschaft und Wirtschaft negiert, diese nur Frauen zuschreibt oder sogar diese Tätigkeiten als faulen Vorwurf verwendet, zeigt seinen eingeschränkten, unsolidarischen und ausbeuterischen Blick auf Wirtschaft.

Zeit und Geld endlich zusammen denken

„Löhne müssen ein Niveau erreichen, mit dem Menschen mit Kindern auch von einer 30-Stunden-Stelle leben können. Das wäre vor allem für die Alleinerziehenden wichtig – und etwa 20 Prozent der Kinder werden bei Alleinerziehenden groß. Das ist also kein Nischenthema, sondern ein ganz normales Familienmodell. Auch diese Eltern müssen wir in die Lage versetzen, ihre Familien zu ernähren. Übrigens betrifft das auch den Mindestlohn: Seine Höhe geht von einer 40-Stunden-Woche aus. Darin liegt eine sexistische Diskriminierung, weil er sich nicht an Sorgeverantwortlichen orientiert.“

Nächste entscheidende Schritte für eine Caring Economy:

  • Die unbezahlte Sorgearbeit (Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt) muss systematisch erfasst und als Teil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anerkannt werden. Erst wenn diese Arbeit als Teil unserer wirtschaftlichen Leistung anerkannt wird, können Debatten über Vollzeit, Teilzeit und Produktivität in gerechte Bahnen gelenkt werden – hin zu einer Wirtschaft, die für alle funktioniert, nicht nur für jene im klassischen Erwerbssystem. Dafür sind Zeitverwendungsstudien zu verstetigen und auszubauen.
  • Teilzeit darf nicht länger als Defizit dargestellt werden – sie ist eine Lebensrealität vieler Menschen und muss gleichwertig anerkannt werden.
  • Politische Kommunikation muss die Gesamtarbeitszeit (bezahlte + unbezahlte Arbeit) berücksichtigen.
  • Wir brauchen einen flächendeckenden Ausbau der öffentlichen Care-Infrastruktur



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