Femizide sind Hassverbrechen - Caring Economy
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Femizide sind Hassverbrechen

Solange wir dem Abbau häuslicher Gewalt, Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht viel vehementer entgegentreten und viel mehr Aufmerksamkeit schenken, solange wir ein sicheres, fürsorgliches gewaltfreies Aufwachsen und Zusammenleben nicht in den Wirtschaftsfokus nehmen, werden uns totalitäre Strömungen immer „eine Nasenlänge“ voraus sein. Dann müssen wir auch weiterhin mit Demokratieschwächung und Schäden zu kämpfen haben.

Toxische männliche Verhaltensweisen und die daraus resultierende Gewalt haben nicht nur schwerwiegende soziale und gesundheitliche Konsequenzen, sondern ziehen auch immense wirtschaftliche Kosten nach sich. Solange häusliche Gewalt nicht mit aller Vehemenz bekämpft wird und fürsorgende Männlichkeitsbilder erstrebenswert und gewollt werden, bleiben Demokratien anfällig für autoritäre Strömungen, volkswirtschaftliche Folgekosten hoch und Geschlechtergerechtigkeit ein Lippenbekenntnis.  

Die Definition: Femizide sind die tödliche Manifestation von männlicher Dominanz und Sexismus

Ein Femizid ist die vorsätzliche Tötung einer Frau durch einen Mann aufgrund ihres Geschlechts bzw. aufgrund von „Verstößen“ gegen die traditionellen sozialen und patriarchalen Rollenvorstellungen, die Frauen zugeschrieben werden. Femizide geschehen meist nicht plötzlich, sondern sind das tragische Ende einer Spirale aus Gewalt.

Die Definition geht auf Diana Russell zurück, die den Begriff 1976 prägte: „Femizide sind tödlich wirkende Hassverbrechen, eine extreme Manifestation von männlicher Dominanz und Sexismus.“

Täter, Motive und Strukturen: Patriarchale Gewalt im Nahraum

Am häufigsten werden Femizide von Partnern oder Ex-Partnern begangen – im Kontext häuslicher Gewalt und Machtmissbrauch. Auch sexualisierte Gewalt, „Ehrenmorde“ oder frauenverachtende Motive können dahinterstehen. In Summe verbinden den Großteil der Täter bestimmte Männlichkeitsformen. Ursachen sind patriarchale Strukturen, ungleiche Machtverhältnisse und tief verankerte Geschlechterrollen. Bei der Frage nach den Femizid auslösenden Momenten stechen insbesondere Trigger wie die (sich länger anbahnende) Überforderung bzw. Belastung, (extreme) Eifersucht, Besitzdenken und (männliche) Kränkung ins Auge. Die Daten verdeutlichen, dass in 74 % der Fälle der Täter ein aktueller oder ehemaliger Partner des Opfers war. Insgesamt stammen 97 % der Täter aus dem sozialen Nahraum der Opfer. Aus: „Untersuchung Frauenmorde – eine quantitative und qualitative Analyse“ von Birgit Haller, Viktoria Eberhardt und Brigitte Temel, Institut für Konfliktforschung, Jahr 2023

Strukturelle Ursachen von Gewalt an Frauen

  • Fehlende Gleichstellung, patriarchale Strukturen und damit verbundenen fehlende (finanzielle) Unabhängigkeit
  • Sanktionslose toxische Männlichkeitsbilder, geprägt von Machtmissbrauch, Kontrolle und Besitzdenken, spiegeln tief verwurzelte patriarchale Muster wider.
  • Traditionelle Rollenmuster fördern Gewalt gegen Frauen. Schwere Übergriffe durch Partner geschehen meist nicht plötzlich – Warnzeichen sind oft vorhanden, werden aber von Polizei und Justiz zu selten erkannt oder ernst genommen. Selbst gefährliche Täter bleiben häufig straffrei.

Laut einem Bericht der UNODC United Nations Office on Drugs and Crime aus 2022 werden weltweit jedes Jahr über 45.000 Frauen und Mädchen getötet – oft durch Partner oder Familienmitglieder. Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall, sondern ein gesellschaftliches Problem. Gewalt gegen Frauen ist Ausdruck patriarchaler Strukturen. Sie verletzen nicht nur einzelne Frauen, sondern die Grundrechte aller.

Toxische Männlichkeit: Ein Kostenfaktor für die Gesellschaft

Was totalitäre, autokratische Regime verstanden habe: Eine dominante, unterdrückende Wirtschaftsmacht ist nur dann stabil, wenn die Unterdrückung von Frauen und Kindern bereits in den Familien verankert ist, wenn Gewalt als Lösung nicht nur ein Narrativ, sondern alltägliches Erleben ist, wenn es normal, möglich und moralisch ist, dass Kinder Gewalt von klein auf erleben.“ Riane Eisler

Opferschutz darf nicht nur auf der politischen Agenda „drauf stehen“. Es muss natürlich auch das erforderliche Geld dafür in den Opferschutzeinrichtungen „drinnen sein“.


Sorgeorientierte Männlichkeit als essentielle Gewaltprävention

„Das Rollenbild der „Caring Masculinities“ hat die Macht, die Gesellschaft fundamental zu verändern, eine Verlagerung der Werte kann stattfinden und das traditionelle Männlichkeitsbild aufgebrochen werden. Das wiederum geht mit mehr Freiheit im männlichen Verhalten einher. Studien belegen: In partnerschaftlichen Familienmodellen gibt es weniger Gewalt. Davon profitierten Männer, Frauen und Kinder und auch die Wirtschaft. “ 

Erich Lehner, Männlichkeits- und Geschlechterforscher


Zum hohen Preis des Patriachats – Die wirtschaftlichen Auswirkungen häuslicher Gewalt

Care-Arbeit gegen Gewalt!
23.04.2025, 18:00-20:00 Uhr, online
Wie Gewaltprävention und geschlechtergerechte Aufteilung von Care-Arbeit zusammenhängen … und was das mit fürsorglichen Männlichkeiten zu tun hat
Vortrag mit Studienhighlights von Elli Scambor.

Du kennst jemanden oder bist selbst Opfer einer Gewalttat, hier kannst du 24/7 kostenlos anrufen:

FRAUEN HELPLINE GEGEN GEWALT: 0800 222 555

Das Konzept der Caring Economy setzt hier den Fokus, in dem Wissen, dass der private Raum die kleinste Einheit einer Wirtschaft ist und weder ihr Schusslicht noch außerhalb von Wirtschaft gedacht werden kann.