
Ein volkswirtschaflticher Fortschrittsort
Heute, am 24. Jänner 2025, ist der „Tag der Elementarpädagogik“ und mein Gastkommentar „Der Stille Streik“ in DIE PRESSE vom Juli 2022 ist leider nach wie vor top aktuell. So wie es seit Jahren den drohenden Pflegenotstand gibt, so gibt es im elementaren Bildungsbereich seit Jahrzehnten eine Abwärtsspirale.
Wer meint, dass mehr Elementapädagog:innen der Schlüssel sind: Diese werden auch weiterhin nicht kommen. Der stille Streik, die stille Flucht ist eine gesunde Reaktion auf ein krankes System. Natürlich zum Schaden aller und vor allem schlecht für die Jüngsten, für unserer Zukunft. Wer meint, wir brauchen flächendeckende Kindergärten damit wir Vollzeit-Erwerbsarbeit für Männer und Frauen als Ziel verfolgen können, erfasst nur einen Teil des Problems, aber nicht die Lösung. Solange sich die Bedingungen nicht verändern, werden die großartigen Bildungsprofis nach wie vor oder noch mehr dieses Arbeitsfeld meiden. Elementarpädagogik ist eine sehr komplexe, interaktionsorinetierte, teambasierte Arbeit. Wir wollen an diesen Orten Profis, Expert:innen, Exzellenz. „Hauptsache die Gruppen sind besetzt, damit Mama und Papa arbeiten können“, ist gefährlich und vor allem mit ein Grund für den Arbeitsfrust statt der Arbeitslust.
Kleinere Gruppen, stabilere Teams, höhere Löhne, viel mehr Entscheidungs- und Gestaltungsmacht in den Kindergärten selbst, wären mal ein Anfang. Statt dem politischen Wahlversprechen „Mehr Betreuungs- bzw. Aufbewahrungsorte“ zu schaffen, braucht es das ausgerufene und klar verfolgte Ziel, diese Bildungsorte als solche zu stärken. Und ja, dafür brauchen wir Geld. Selbstverständlich. Auch.
13,7 % ROI (Return on Investment) – Die Lebenszeitrendite durch gute frühkindliche Fürsorge und Bildung.
Eine Langzeitstudie zeigt, dass frühkindliche Bildung erhebliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit, ein besseres zukünftiges Arbeitseinkommen, weniger Kriminalität, bessere Bildung und weniger Armut hat. Die Zahlen sind durch die Zusammenführung mehrerer Datensätze unter Verwendung überprüfbarer Wirtschaftsmodelle entstanden. Die Gesamtrendite beträgt 13,7 % pro Jahr und das Nutzen-Kosten-Verhältnis beträgt 7,3. Diese Schätzungen sind gegenüber zahlreichen Sensitivitätsanalysen robust. Institut of Labor Economics: The Life-cycle Benefits of an Influential Early Childhood Program siehe auch: HECKMAN the economics of human potentials
Change the systems – Change Economic Rules
Wie man es dreht oder wendet: Das Optimieren in bestehenden Strukturen und Systemlogiken ist und bleibt ein Optimieren in bestehenden Strukturen und Systemlogiken. Enden wollend. Es ist in Sichtweite. Wenn wir frühkindliche Bildungsorte nicht als Kernelemente allen Wirtschaftens anerkennen, eines Wirtschaftens, das Bildung, Fürsorge und Pflege in den Mittelpunkt allen wirtschaftlichen Handelns stellt, dürfen wir uns nicht weiter wundern. Wir brauchen einen anderen, einen ganzheitlichen Blick auf Wirtschaft. Es geht um andere wirtschaftliche Gesetze. Gesetze, die einer Caring Economy folgen. Wahlversprechen hin oder her. Der digitale Fortschritt wird weiter nach hinten losgehen, wenn wir nicht sehr viel mehr in den sozialen Fortschritt investieren. Und wo sollten wir da beginnen? Wie wäre es in den Kindergärten. Sollen sie zu Hochburgen für Bildung- und Demokratieentwicklung werden. Das wünsche ich uns allen.