Unsere Wirtschaft braucht Fürsorge – nicht Aufrüstung - Caring Economy
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Unsere Wirtschaft braucht Fürsorge – nicht Aufrüstung

Ein Perspektivwechsel auf Männlichkeit, Wirtschaftswachstum und gesellschaftliche Stabilität

Wirtschaft und Geschlechterrollen werden nach wie vor nicht ausreichend gemeinsam gedacht. Dabei wirken kolportierte Vorstellungen von Männlichkeit tief in wirtschaftliche Entscheidungen hinein – ob sichtbar im Verteidigungshaushalt oder unsichtbar in der Carekrise. Zwei gegensätzliche Konzepte stehen sich gegenüber: Military Masculinities versus Caring Masculinities – militärisch geprägte Männlichkeit und fürsorgliche Männlichkeit. Die jeweilige Wirkung reicht nicht nur ins Bruttoinlandsprodukt – sondern darüber hinaus.

Wenn Wirtschaft auf Gewalt basiert: Die „Death Economy“

In autoritär geführten Staaten wie zum Beispiel Russland zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen Militarisierung, Männlichkeitsbild und Wirtschaftsstruktur. Präsident Putin verkörpert ein Männerideal, das auf Kontrolle, Stärke und Kriegsbereitschaft setzt – und übersetzt diese Haltung direkt in wirtschaftspolitische Prioritäten:

Ökonom:innen sprechen hier von einer DEATH ECONOMY: Wachstum entsteht durch Gewalt, Ausbeutung und kurzfristige Effekte – oft auf Kosten von Menschenleben, sozialem Zusammenhalt und langfristiger Stabilität. Military Masculinities mögen kurzfristig Macht demonstrieren – langfristig untergraben sie soziale, wirtschaftliche und politische Stabilität. Sie kosten Leben und erzeugen Leid über mehrere Generationen hinweg.

Hörempfehlung: Der „Die Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft.

Caring Masculinities: Fürsorgliche Männlichkeit als Stabilitätsfaktor

Demgegenüber stehen Caring Masculinities – Männlichkeitsbilder, die Empathie, Verantwortung und Fürsorge in den Mittelpunkt stellen. Männer, die sich in sozialen Berufen engagieren, sich um Kinder kümmer, Angehörige pflegen, partnerschafltiches Zusammenleben und Zusammenarbeiten wollen und machen stärken damit auch die Wirtschaft.

Sie stärken die soziale Grundlage der CARING ECONOMY: einer Wirtschaftsform, die Fürssorge, Bildung und Pflege in den Fokus stellt und Solitarität, Geschlechtergrechtigkeit und Kooperation fördert. Als das wirkt – nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich messbar:

Laut einer Studie der Women’s Budget Group (UK) schafft eine Investition von 1 Mio. Euro in die Pflege 2,7-mal mehr Arbeitsplätze als dieselbe Summe in die Bauindustrie – und fällt damit in ein ähnlich arbeitsintensives Umfeld wie Investitionen in die Rüstungsindustrie.

  • Fürsorgende Wirtschaftssektoren schaffen mehr Beschäftigung,
  • reduzieren soziale Folgekosten und
  • erhöhen die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit.

Diese Wirtschaftszahl zeigt eindrucksvoll: Fürsorge ist nicht nur menschlich notwendig, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Doch unsere wirtschaftlichen Prioritäten erzählen oft eine andere Geschichte – geprägt von einem überholten Männlichkeitsbild.

Mehr Wert durch Care: Was Investitionen tatsächlich bringen

Care-Arbeit ist kein Kostenfaktor – sondern eine Investition mit vielfachem Ertrag. Mit Investition ist nicht Geschäftemacherein gemeint, sondern das Schaffen von Mehrwert für eine Gesellschaft.

  • Frühkindliche Bildung: Eine Langzeitstudie zeigt, dass frühkindliche Bildung erhebliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit, ein besseres zukünftiges Arbeitseinkommen, weniger Kriminalität, bessere Bildung und weniger Armut hat. Die Gesamtrendite beträgt 13,7 % pro Jahr und das Nutzen-Kosten-Verhältnis beträgt 7,3. Jeder investierte Dollar bringt langfristig bis zu 7 Dollar gesellschaftlichen Nutzen siehe Wirtschaftszahl des Monats Jänner 2025.
  • Gesundheitsprävention: Jeder investierte Euro spart bis zu 2,3 Euro an späteren Behandlungskosten Quelle: BZgA & Gesundheitsberichterstattung des Bundes.
  • „Die Kosten für nur ein ballistisches U-Boot würden beispielsweise die Bildungsbudgets von 18 armen Ländern verdoppeln und Millionen von Kindern eine bessere Chance im Leben bieten.“ Bereits seit den 1980er Jahren argumentieren friedenspolitische und sozialethische Institutionen wie UNESCO, UNICEF, Worldwatch Institute, das unsere ökonomischen Prioritäten nicht den wahren Wert menschlichen Lebens widerspiegeln.
  • Im Jahr 2004 lag laut SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) das gesamte weltweite Militärbudget bei ca. 1.035 Milliarden US-Dollar (also etwa 1,03 Billionen). Organisationen wie der UNICEF, das World Food Programme (WFP) oder NGOs wie Oxfam oder Brot für die Welt argumentieren, dass ein geringer Prozentsatz des globalen Militärbudgets ausreichen würde, um alle Kinder weltweit zu impfen, Zugang zu sauberem Trinkwasser zu gewährleisten, den Hunger bei Kindern drastisch zu reduzieren und Grundbildung zu finanzieren. Heute liegen die globalen Militärausgaben laut SIPRI bei über 2,4 Billionen US-Dollar jährlich.

BIP ist nicht alles: Die Qualität des Wachstums zählt

Ein steigendes Bruttoinlandsprodukt gilt oft als Erfolgsindikator. Doch es sagt wenig darüber aus, wem dieses Wachstum nützt, welche Werte es widerspiegelt – und welche Strukturen es langfristig stärkt.

Beispiel Russland:

  • Wachstum basiert auf Rüstung und Repression.
  • Gleichzeitig sinken Lebenserwartung, Bildungsniveau und Realeinkommen.
  • Innovationskraft leidet unter Abwanderung und Fachkräftemangel.

Wachstum aus destruktiven Quellen ist kein Fortschritt – es ist ein Symptom der Schieflage. Fürsorge ist ein ökonomischer Zukunftswert. Caring Masculinities sind Wirtschaftsbooster, denn Wohlstand entsteht nicht durch Dominanz, sondern durch Kooperation, nicht durch Krieg – sondern durch Care.



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