
Stillgelegt
We care about care. Ein stiller Protest als hoffnungsvolles Plädoyer für die Menschlichkeit als höchstes Gut allen Handelns.
Ohne Frauen stünde die Welt still. Ohne all die Menschen, die Care-Arbeit leisten, stünde die Wirtschaft still. Und dennoch wird die unsichtbare und sichtbare Care-Arbeit nicht ausreichend anerkannt, sehr oft nicht oder viel zu wenig entlohnt, zumeist findet sie unter schwierigen Arbeitsbedingungen statt. Ungeniert bleiben subtile und offensichtliche Ausbeutungsmechanismen aufrecht. Noch.
Unsere Auftakt-Aktion war am 25. Juni um 18h vor dem Parlament. Stillgelegt – ein stiller Protest, eine solidarische Vorbotin. Wir legen uns dort ohne Worte hin. Wir legen die Care-Arbeit still. Wir machen mit dem Stilllegen weiter. Wir bleiben dran. Wenn du unbezahlte oder bezahlte Sorgearbeit leistest oder solidarisch sein willst, weil du weißt, dass Sorgearbeit uns alle betrifft: Mach mit!
„… An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt: Frauen liegen auf der Straße (…), in stillem Protest. (…) Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt.“ Der Roman „Und Alle so still“ von Mareike Fallwickl ist ein großer Gesellschaftsroman über Widerspruchsgeist und Solidarität. Wie im Buch von Mareike Fallwickl, wie bei zahlreichen feministischen Streiks weltweit (Island, Schweiz, Argentinien…) setzen wir jetzt auch in Wien ein weiteres Zeichen.
In Gertraud Klemms Text „#Sie und die Weltverschwörung“ streiken zeitgleich, weltweit alle Frauen. Arbeitsboykotte, Kaufboykotte, weltweite Gebärverweigerung – ein männlicher Krisenstab tagt: „… Wir haben es hier mit einer mehrstufigen Verweigerung auf allen Ebenen zu tun: auf der wirtschaftlichen, auf jener des Arbeitsmarktes, im Sozialen, aber auch auf der demografischen Ebene. .. das riecht nach Zusammenbruch des Kapitalismus. … Diese kurzen Posts, die mit dem Hashtag #SIE versehen sind, lesen sich wie ein Potpourri aus allem, was die letzten fünfhundert Jahre an feministischen Messages hervorgebracht haben … Es ist jetzt nicht so, dass nicht wieder und wieder gesagt worden ist, dass es so nicht weitergeht. Vielleicht haben wir es einfach verschissen.“ Klemm skizziert in diesem Text die Macht der Frauen und erzeugt damit ein Bild, das Mut und Lust auf eine zeitnahe Realisierung macht.
Mit / für alle, die Sorgearbeit machen und brauchen – also alle!
Eltern, alle Menschen die Hausarbeit leisten, pflegende Angehörige, Reinigungskräfte, Sozialarbeiter*innen, Elementarpädago*innen, Care-Aktivist*innen, Forscher*innen, Berater*innen, Therapeut*innen, Lehrer*innen, Freizeitpädagog*innen, Hebammen, Pflegefachkräfte, persönliche Assistent:innen, Bio-Bäuer*innen, Klima-Aktivist*innen, Flüchtlingshelfer*innen, Freund*innen, Menschen in Gesundheitsberufen und aus anderen Versorgungsbereichen, Menschen, die aufgrund ihrer familiären Carearbeiten Diskriminierung und Benachteiligung erfahren, all jene, die direkt oder indirekt von der Sorgearbeit anderer profitieren, …
!! Die Aktion am 25. Juni wurde für den feministischen Dokumentarfilm “Who Cares” mit Silvia Federici mitgefilmt!!
„Der politischen Trägheit zum Trotz, dem hohen Gut Menschlichkeit zuliebe. Es geht nicht um wenig. Es geht um alles. Es geht um die Grundlagen allen wirtschaftlichen Handelns. Je länger die Probleme ignoriert werden, die Geschlechtergerechtigkeit nicht oberste Priotität allen politischen Handelns hat, desto größer werden die Folgeschäden. Das ist eine ganz einfache Rechnung – und sie geht nicht auf. All jene verraten jedesmal ihre Bildungslücken oder kalkulierte Absicht, wenn sie die grundlegenden Zusammenhänge von Care und Wirtschaft auslassen. Die Aktion „Stillgelegt“ ist nicht still, sondern stark und laut. … sie ist ein nächster Schritt, ein Statement, eine Übung für weitere Aktionen, ein revolutionärer Vorbote … wenn wir alle erst einmal auf den Geschmack gekommen sind“ Elisabeth Sechser, Initiatorin von CaringEconomy.Jetzt
We Care About Care – doch so wird das nichts. Ein Wirtschaftssystem, das nur funktioniert, wenn Care-Arbeit unbezahlt oder unter schlechten Bedingungen stattfindet, ist inhuman und wirtschaftsschädingend.
- Österreich hat ein Kinderarbeit-Problem: Aktuell pflegen ca. 42.700 Kinder & Jugendliche „Young Carers“ genannt zwischen 5‑18 Jahren Angehörige – Dunkelziffer wird um vieles höher geschätzt
- Pflegende Angehörige spielen in unserem Land noch immer die Hauptrolle. Sie sind der größte Pflegedienstleister der Nation – ca 800.000 Menschen pflegen Angehörige zu Hause, 73% davon sind Frauen, nur 30 % können neben der Pflegearbeit zuhause einer Erwerbstätigkeit nachgehen.
- Die unbezahlt Care-Arbeit (Sorgearbeit, Haushalt, Familie, Freiwilligentätigkeit) beträgt 9,4 Milliarden Stunden pro Jahr. Die Erwerbsarbeitszeit ergibt im selben Jahr (2022) 7 Milliarden Stunden. 57% der Arbeit, die getan werden muss ist unbezahlt – davon leisten Frauen 2/3
- In Österreich fehlen bis 2027 ca. 22.000 Sozialarbeiter*innen
- Es gibt 6.100 unbesetzte Lehrerstellen
- Bis zum Jahr 2050 werden insgesamt 200.000 zusätzliche Pflege- und Betreuungspersonen gebraucht
- Für optimale Elementarpädagogik in Kindergärten fehlen bis 2030 bis zu 20.200 Menschen
- usw.usf
Wir bauchen eine fürsorgende Wirtschaft – eine Caring Economy
- 1 Million Euro Investition in der Pflegesektor erzeugt bis zu 2,7-mal mehr Arbeitsplätze als dieselbe Summe in der Rüstungs- oder Bauindustrie.
- Jeder investierte Euro in eine Caring Economy bringt langfristig bis zu 7 mal mehr gesellschaftlichen Nutzen durch bessere Ausbildungen, höhere Einkommen, weniger Kriminalität, geringere Transferleistungen.
- Jeder investierte Euro in die Gesundheitsprävention spart bis zu 2,3 Euro an späteren Behandlungskosten.
STILLGELEGT – Eine Aktion der breiten Zivilgesellschaft. Initiiert von CaringEconomy.Jetzt unterstützt von der IG24, Sozial aber nicht blöd, Aufstand der Alleinerziehenden, Bessere Schule Jetzt! u.a. Care-Initiativen und Netzwerken gemeinsam mit dem breiten Care-Bündnis FAIRsorgen! und begleitet vom Dokumentarfilm-Team „Who Cares“.
Ein paar Fotos zur freien Verwendung von der #Stillgelegt-Aktion am 25. Juni 2025 >>
Presseaussendung, Stillgelegt – Ein stiller Protest vor dem Österreichischen Parlament, 25.06.2025 >>
Pressekontakt: Elisabeth Sechser, elisabeth@caringeconomy.jetzt, +436766103913
Die Caring Economy. Jetzt. Für alle!
Für das hohen Gut Menschlichkeit.
Für eine Wirtschaft, in der Fürsorge, Pflege und Bildung die zentralen Treiber und Kernelemente allen wirtschaftlichen Handelns sind. Denn darum geht es.
Wir machen Wirtschaft schöner.