Online-Lesung: Peace begins at home – Wege zu einer partnerschaftlichen Gesellschaft
Montag, 1. Dezember 2025 · Online via Zoom
Wie entsteht Frieden? Oft denken wir dabei an politische Verhandlungen, internationale Abkommen oder gesellschaftliche Bewegungen. Doch die Wurzeln von Frieden liegen viel näher – in unseren Beziehungen. Frieden beginnt zu Hause.
Kinder, die in einem liebevollen, sicheren und gewaltfreien Umfeld aufwachsen, entwickeln Vertrauen, Empathie und Beziehungsfähigkeit. Damit legen sie die Grundlage für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft. Doch die Realität sieht oft anders aus: Laut UNICEF erleben weltweit rund 1,6 Milliarden Kinder regelmäßig Gewalt im eigenen Zuhause. Gewalt, Hierarchien und Abwertung beginnen im Privaten und wirken weit über das Familiensystem hinaus.
Partnerschaft statt Dominanz – Forschung, die neue Wege aufzeigt
Die Veranstaltung knüpfte an die Arbeit der Kulturhistorikerin und Systemwissenschaftlerin Dr. Riane Eisler an. Ihr Ansatz der Partnerschafts- versus Dominanzsysteme zeigt, wie Beziehungsmuster in Familien Wirtschaft, Politik und Kultur prägen. Partnerschaftliche Strukturen fördern Gleichwertigkeit und Fürsorge – Dominanzsysteme hingegen begünstigen Gewalt und Ungleichheit.
Auch der internationale Peace Begins at Home Summit am 29. Oktober 2025, bei dem 26 Expert:innen aus 17 Ländern Wege zu einer gewaltfreieren Gesellschaft diskutierten, bildete einen wichtigen Bezugspunkt.
Rückblick auf die Online-Lesung
Unsere drei Gäste, ExpertInnen für Frieden, bringen jeweils einen Text mit, der für sie ein Schlüssel ist, um Fürsorge und Frieden im privaten und gesellschaftlichen Kontext zu fördern, zu stärken und neu zu denken.
🇦🇹 Franz Jedlicka
Der Soziologe und Friedensforscher Franz Jedlicka ist Doktorand an der Universität Wien. Er begleitet Bildungs- und Transformationsprozesse, die zu gewaltfreiem Miteinander und gesellschaftlichem Wandel ermutigen. Seine Friedensforschung hat den Fokus psychosoziale Kriegsursachenforschung, Gewalt in der Kindererziehung. Er entwickelte die Culture of Violence Scale– ein Instrument zur Messung der Akzeptanz von Gewalt in einer Gesellschaft anhand rechtlicher und sozialer Normen. Die Scala dient dazu, die Wahrscheinlichkeit künftiger bewaffneter Konflikte vorherzusagen und Friedensstrategien zu entwickeln. Weiters beschäftigt er sich in seinem Legislation-Peace Nexus mit dem Zusammenhang zwischen Gewaltschutzgesetzen und Friedlichkeit. Die Konsequenz daraus für die Friedenspolitik benennt er Peace Mainstreaming. 2020 erschien sein Buch Die vergessene Friedensformel: Gewaltfreie Kindererziehung als Fundament friedlicher Gesellschaften
🇨🇭 Lisa Joanne Bissegger
Programmverantwortliche für Feministische Friedenspolitik bei FRIEDA. Ausgehend von einem umfassenden Verständnis von Sicherheit und Frieden interessiert sich Lisa Joanne Bissegger besonders für die Bedingungen, die nicht nur direkte, sondern auch kulturelle und strukturelle Formen von Gewalt verhindern, wie beispielsweise das Zusammenspiel von geschlechtsspezifischer Unterdrückung, Kolonialismus und Kapitalismus.
🇩🇪 Elisabeth Naurath
Elisabeth Naurath ist Theologin und Religionspädagogin und lehrt als Professorin für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik an der Universität Augsburg. Sie arbeitet mit den Schwerpunkten Friedens- und interreligiöse Bildung, Kinder- und Jugendtheologie, der religiösen Sozialisations- und Genderforschung, der Wertebildung und des ethischen Lernens sowie in der Theorie von Seelsorge und Schulseelsorge. Elisabeth Naurath gründete das Zentrum für Friedenspädagogik und interreligiöse Bildung und ist Deutschland-Vorsitzende der internationalen NPO Religions for Peace (RfP). Zahlreiche Publikationen u.a. zu den Themen Friedens- und Konfliktlösungspotenziale von Religionsgemeinschaften, Mit Kindern über Krieg reden, Mit Gefühl gegen Gewalt. Buch: Mit Gefühl gegen Gewalt: Mitgefühl als Schlüssel ethischer Bildung in der Religionspädagogik.
In der Lesung lasen die drei Expert:innen ausgewählte Buch- und Textstellen vor. Daran anschließend gaben sie kurze Impulse und Reflexionen, in denen sie die Texte mit Forschung, Praxis und eigenen Erfahrungen verknüpften. Zum Abschluss öffnete sich der Raum für gemeinsamen Austausch: Fragen, Resonanzen und gemeinsames Nachdenken waren ausdrücklich eingeladen.
Veranstalter:innen
- Wirtschaft ist Care (Deutschland / Schweiz)
- CaringEconomy.Jetzt (Österreich)
Beide Initiativen arbeiten dafür, Fürsorge, Gleichwertigkeit und partnerschaftliches Zusammenleben ins Zentrum von Gesellschaft und Wirtschaft zu rücken.
Wir möchten auch auf ein paar unsere Wirtschaftszahlen hinweisen: September 2025 Was Gewalt kostet, Mai 2025 Unsere Wirtschaft braucht Fürsorge – nicht Aufrüstung, Apirl 2025 Femizide sind Hassverbrechen November 2024 Der hohe Preis des Patriarchats