
Was Gewalt kostet
Alle Zahlen und Fakten stammen aus dem Global Peace Index 2025 des Institute for Economics & Peace
Aktuell wird auf- und nachgerüstet – oftmals zeitgleich kommuniziert mit scheinbar erforderlichen Einsparungen im Gesundheits- und Sozialbereich. Permanent wird verlautbart, dass „unsere Demokratien in Gefahr“ seien und wir uns schützen müssten. Politiker:innen und die Berichterstattung rund um das Auf- und Nachrüsten vergessen dabei jedoch, dass Friedensarbeit nicht erst am Verhandlungstisch beginnt. Wenn wir bereits dort angekommen sind, haben zahlreiche Mechanismen für mehr Frieden nicht gegriffen bzw. wurden durch Einsparungsmaßnahmen ausgehungert.
Nationen, die Einsparungen im Gesundheits- und Sozialbereich propagieren, weil es sich in ihrer Logik um Kosten statt um Investitionen handelt, haben noch nicht begriffen, dass Frieden nicht in der Rüstungsindustrie entsteht. Der legendäre Satz des Kinderarztes und Sozialmediziners Hans Czermak – „Krieg beginnt im Kinderzimmer“ – bringt genau das auf den Punkt. Solange wir nicht massiv in eine sichere, fürsorgliche frühkindliche Entwicklung investieren, wird das Nachrüsten vielleicht kurzfristig die Wählerschaft beruhigen – doch eine Lösung wird es nie sein.
Kriege kosten viele Menschenleben, verursachen Zerstörung, Traumata und Leid über Generationen hinweg. In Geld bemessen, verursachten laut Global Peace Index Kriege, Konflikte, Militär und Gewalt im Jahr 2024 weltweit Kosten von 19,97 Billionen US-Dollar PPP – Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität). Diese Kaufkraftparität ist ein wirtschaftliches Konzept, das die Kaufkraft verschiedener Währungen miteinander vergleicht. Es hilft dabei zu bestimmen, wie viel man in verschiedenen Ländern für denselben Warenkorb von Gütern und Dienstleistungen zahlen müsste. Die 19,97 Billionen US-Dollar (PPP) drücken somit nicht einfach einen realen Geldbetrag in aktuellen Marktpreisen aus, sondern berücksichtigen die Unterschiede in der Kaufkraft weltweit. Mit diesem Konzept wird sichtbar, wie viel wirtschaftlicher Schaden durch Gewalt, Kriege und Konflikte entstanden ist – umgerechnet in eine vergleichbare Größe, die zeigt, was das Geld tatsächlich wert wäre, wenn man es weltweit mit gleicher Kaufkraft einsetzen könnte.
Diese fast 20 Billionen US-Dollar sind mehr, als viele der größten Volkswirtschaften in einem Jahr erwirtschaften. Und jede:r trägt diese Last mit: durch Steuergelder, die in Waffen fließen statt in Kindergärten und Schulen; durch steigende Preise, wenn Kriege Handel und Energie verteuern.
Frieden bleibt zerbrechlich
Der Global Peace Index 2025 zeigt: Zum sechsten Mal in Folge ist die Welt unsicherer geworden. Heute gibt es so viele staatliche Konflikte wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Mehr Kriege bedeuten nicht nur mehr Leid, sondern auch steigende Kosten – für Wiederaufbau, für Flüchtlingshilfe und für Sicherheitsmaßnahmen, die in allen Ländern spürbar sind.
„Wenn wir Frieden und Gewalt mit einem Preisschild versehen, sehen wir, wie unverhältnismäßig viel in Konflikte fließt – und wie wenig in den Aufbau friedlicher Gesellschaften.“
— Steve Killelea, Institute for Economics & Peace
Wie sich die Kosten der Gewalt zusammensetzen
Die weltweiten Kosten durch Gewalt verteilen sich auf verschiedene Bereiche – ähnlich wie Ausgaben in einem riesigen Haushaltsbuch. Der größte Posten darin sind die Militärausgaben: Panzer, Waffen, Flugzeuge und die gesamte Aufrechterhaltung von Armeen.
Ein weiterer großer Anteil fließt in Polizei, Gerichte und Gefängnisse – also in die innere Sicherheit von Staaten. Milliarden werden zudem für private Sicherheitsdienste, Wachleute und Alarmanlagen ausgegeben, weil sich Menschen und Unternehmen zusätzlich schützen wollen.
Hinzu kommen die Folgekosten von Gewalttaten: medizinische Versorgung, Ermittlungen, Krankenstände, Arbeitsunfähigkeit, Behandlungskosten sowie die Langzeitfolgen für Folteropfer, Kriegstraumata, körperliche und psychische Schäden bis hin zu Suiziden.
Kriege haben einen hohen Preis – nicht nur finanziell. Nationen verlieren Menschen: Väter, Mütter, Kinder, Partner:innen, Freund:innen. Jeder dieser Verluste hinterlässt Lücken – in Familien, in Gemeinschaften, in der Arbeitswelt, im Gesundheitssystem. Diese menschlichen Tragödien wirken weit über den aktuellen Kriegsschauplatz hinaus und schwächen langfristig auch die wirtschaftliche und soziale Stabilität einer Gesellschaft.
Die größten Kosten durch Gewalt
Militärausgaben (~45 %)
Alles, was Staaten ins Militär investieren: Waffen, Panzer, Flugzeuge, Ausrüstung, Übungen und der gesamte Betrieb von Armeen.
Innere Sicherheit (~29 %)
Polizei, Gerichte, Gefängnisse und staatliche Maßnahmen, um Sicherheit im Inneren aufrechtzuerhalten.
Private Sicherheit (~8 %)
Geld, das Unternehmen und Privatpersonen für Wachdienste, Sicherheitsfirmen, Alarmanlagen oder Schutzmaßnahmen ausgeben.
Tötungsdelikte (~6 %)
Kosten, die entstehen, wenn Menschen durch Gewalt getötet werden – für medizinische Versorgung, Ermittlungen und die verlorene Arbeitskraft.
Suizide (~4 %)
Psychische Gesundheitskosten, Behandlung, verlorene Produktivität und die langfristigen Folgen für Familien und Gesellschaft.
Weitere Posten (kleinere Anteile)
- Zerstörung durch Kriege und Konflikte (z. B. zerstörte Infrastruktur, Flucht, Binnenvertriebene)
- Produktivitätsverluste, wenn Menschen wegen Unsicherheit, Verletzungen oder Krankheit nicht arbeiten können
- Psychische und physische Folgekosten von Gewalt (Behandlung, Pflege, Rehabilitation)
Frieden lohnt sich – und beginnt zu Hause
Diese Zahlen zeigen: Wir stecken riesige Summen in Gewalt und deren Folgen, während Gelder für Fürsorge, Pflege und Bidlung, für Gewaltprävention, für Opferschutz, für Caring Societies fehlen. Doch echter Frieden wächst nicht aus Aufrüstung oder kurzfristigen Verhandlungen. Er entsteht dort, wo Kinder ohne Angst groß werden können – in Familien, Kindergärten, Schulen und Gemeinschaften. Zahlreiche Studien zeigen: Wer in einem liebevollen, sicheren Umfeld aufwächst, lernt Vertrauen, gewaltfreie Konfliktlösung, Zusammenarbeit und Mitgefühl – das Fundament einer friedlicheren Gesellschaft.
„Protecting children from violence is not only moral duty — it’s the strongest peace policy we have.“
— Elisabeth Sechser
Ein Gipfel für eine friedlichere Zukunftt
Am 29. Oktober 2025 findet der Peace Begins at Home Summit statt – ein globaler, virtueller Friedensgipfel mit 26 Expert:innen aus 17 Ländern, organisiert vom Center for Partnership Systems. Dort geht es darum, wie Fürsorge, Partnerschaftliche Strukturen und Konzepte sowie eine gewaltfreie Kindheit langfristig den Frieden stärken. Expert:innen wie Riane Eisler, Gary Barker, Ela Gandhi, Scarlett Lewis, Anwarul Chowdhury sowie Edith Schlaffer und Franz Jedlicka aus Österreich – zeigen, wie Partnerschaftssysteme und Caring Societies langfristigen Frieden fördern.
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Nachlese
Wir wollen die Caring Economy? Dann können wir bei der Kriegs-Prävention nicht beim Aufrüsten beginnen. Auch wenn der Death Economy-Ansatz kurzfristig Volkswirtschaften ankurbelt – langfristig gesehen ist das Konzept eine menschliche und ökonomische Tragödie und extrem teuern. Mehr dazu findet ihr in unserer Wirtschaftszahl im Juni